Einen naturnahen Garten gestalten
Auf Maß getrimmte Hecken, gepflegte Rasenflächen und akkurat angelegte Blumenbeete sind der generelle Standard in unseren Gärten. Optisch angenehm und einladend wirken aber auch Gärten, in denen scheinbar die Natur das Regiment übernommen hat. Wenn Wege fast zwischen wogenden Gräsern und üppig sprießenden Blumen verschwinden, heißt dies aber nicht, dass der Hobbygärtner weniger Arbeit von seiner kleinen Oase hat. Dafür wird er mit dem Besuch von neugierigen Igeln, bunten Schmetterlingen und trällernden Singvögeln belohnt, die sich sichtlich wohl in dem Paradies fühlen.
Der Natur Platz lassen
Die Ordnungsliebe verhindert in der Regel, dass die Absicht einen naturnah aussehenden Garten zu gestalten, letztendlich scheitert oder nur teilweise umgesetzt wird. Um dem vorzubeugen empfiehlt es sich, bewusst Stellen im Garten einmal zu gestalten und dann sich selbst zu überlassen. Beispielsweise durch einen kurzen Baumstamm, an besten einen, der durch einen Sturm abgebrochen ist.
Dieser wird abgelegt, etwas lang wachsendes Gras gepflanzt und fertig. Bereits nach wenigen Wochen haben sich die ersten Moose angesiedelt, mit etwas Glück gedeihen im Herbst aromatische Pilze. Dem kann der Hobbygärtner auch nachhelfen, denn im Online-Handel werden auch Impfstoffe für Speisepilze angeboten. Mit Pfifferlingen oder Hallimasch aus dem eigenen Garten, schmeckt das Omelett zum Frühstück gleich doppelt gut.
Überdies ist es wichtig, Platz für natürlich Prozesse zu lassen. Soll heißen, nicht alles Laub muss im Herbst zusammengefegt und entsorgt werden. Wer einen oder zwei Haufen bewusst liegen lässt, kann sich im Frühjahr über natürlich entstandenen Humus freuen und hat zudem vielleicht einem Igel zu einem komfortablen Winterquartier verholfen.
Softscape laut das neumodische Schlagwort für Naturgärten
Softscape, das bedeutet naturalistische Gärten, inspiriert von Wäldern, Wiesen oder Wüsten. Abhängig vom lokalen Klima könnte ein wild anmutender Garten wie ein schattiger Rückzugsort mit vielen Farnen, Sträuchern und Waldblumen gestaltet werden.
Für derartige Grünoasen bietet sich immer ein kleiner Teich mit Seerosen und Schilf an oder ein kleines Flachwasser, das wie ein Sumpf gestaltet ist. Bereits nach kurzer Zeit haben Libellen das Kleinod entdeckt und führen darüber ihre spielerischen Tänze auf.
Wichtig für solche Gärten ist, dass im Randbereich, aber auch in zentraler Position verschiedene Arten von immergrünen Sträuchern platziert werden, damit der Garten im Herbst nicht in Trostlosigkeit zusammenbricht. Drum herum lassen sich kleinere Sträucher, Ziergräser und Stauden einsetzen, die sich gerne überlappen und in Pfade hinein stehen dürfen.
Alpinistisches Design
Liebhaber von Bergen und Gipfeln können sich die Alpen oder Dolomiten in den eigenen Garten holen. Allerdings ist der Aufwand für einen solchen Berggarten überaus hoch. Benötigt werden Felsen in nahezu jeder Größe, die im Normalfall vom örtlichen Bauunternehmer per Lkw angefahren und mit dem Bagger oder Kran im Garten positioniert werden. Bereits drei oder vier solcher Findlinge reichen in der Regel aus, denn dazwischen kann gut mit grobem Kies und größeren Steinen ein Gebirgstal nachgestellt werden.
Die Gartenpflanzen werden vorzugsweise bei einem Gärtner aus dem Alpenraum bestellt, denn dort sind auch Gewächse verfügbar, die eigentlich in den Hochlagen der Gebirgszüge gedeihen. Um das wildromantische Ambiente perfekt zu machen, bietet sich ein Wasserfall mit kleinem Bachbett an. Dank modernster Solartechnik lassen sich Pumpen und Filter recht einfach und kostenschonend installieren. Für den privaten Wildbach hat sich ordinäre Teichfolie als wasserundurchlässige Unterlage bewährt, ausgekleidet mit Kies, Steinen und vielleicht ein kräftiger Ast als von der Natur konstruierte Brücke.
Nutzbereiche im Naturgarten
Weniger ist mehr: So lautet die Devise für die Gestaltung von naturnahen Gärten. Dies gilt ganz besonders für die Bereiche, die zur Erholung genutzt werden sollen. Es ist wichtig auf alles zu verzichten, was nicht absolut notwendig ist. Glaskugeln, riesige Tontöpfe in mediterranem Design oder Parklaternen sind in einem Naturgarten fehl am Platz. Genau wie Gartenmöbel aus Plastik. Aber aus Baumstämmen und Steinen lassen sich gemütliche Sitzecken formen. Gerade Stein ist von Vorteil, denn in einem Naturgarten bietet es sich an, die lauschige Ecke wie eine verfallene Ruine aussehen zu lassen.
Wem dies zu viel ist, der kann auch Gartenmöbel aus Holz oder Schmiedeeisen verwenden. Diese haben zudem den Vorteil, dass sie nach Lust und Wetter an verschiedenen Stellen im Garten platziert werden können. Im Herbst beispielsweise vor den schützenden Büschen, im Hochsommer unter einem schattenspendenden Baum.
Fazit: Bei naturnahen Gärten der Natur die Regie überlassen
Soll ein Garten wie von der Natur geschaffen aussehen, ist es unumgänglich die eigene Ordnungsliebe und den Sinn für gerade Linien zu vergessen. Je mehr Hobbygärtner „loslassen“, desto natürlicher wirkt das Ergebnis, das im Idealfall von einer Lichtung in den dichten Wäldern des Sauerlandes oder von den Gebirgstälern Südtirols kaum mehr zu unterscheiden ist.